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Gegen Fachkräftemangel und für mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Kölliken zahlt mehr an Kinderbetreuung

Offenbar herrschte schon länger Handlungsbedarf bei den Tarifen der familienergänzenden Kinderbetreuung. Der Gemeinderat Kölliken passt die Beitragssätze nun auf nächstes Jahr an. Es zeigt sich: Vor allem der Mittelstand profitiert.

In Kölliken werden seit 2018 Beiträge an die familienergänzende Kinderbetreuung – sprich an Kindertagesstätten, Tagesfamilien und dergleichen – bezahlt. Damals hat man auch die Tarife eingeführt, die bis heute noch gelten und sich nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Erziehungsberechtigten und ihrer Partnerinnen oder Partner richten. Das heisst: Unter einem massgebenden Einkommen (bereinigtes steuerbares Einkommen plus ein Fünftel des steuerbaren Vermögens) von 40’000 Franken bezahlt die Gemeinde 75 Prozent der effektiv angefallenen Betreuungskosten. Danach geht es pro 10’000 Franken um 15 Prozent runter, ab 80’000 Franken erhält man nichts mehr.

Das System soll nun auf nächstes Jahr angepasst werden, erklärt die für die Finanzen zuständige Kölliker Gemeinderätin Mirjam Bossard (EVP): «Wir haben schon länger festgestellt, dass Handlungsbedarf besteht.» Diese Einschätzung basiere erstens auf einer gemeindeinternen Auswertung, führt sie aus: «Wir haben die Wirkung analysiert und eruiert, wie viele Beitragsgesuche abgelehnt werden mussten.» Zweitens habe auch der Kanton Empfehlungen abgegeben und Zwischenresultate aus einer Initialstudie unter Eltern zur Verfügung gestellt.

Drittens habe man in Kölliken auch die Region und die Handhabung der verschiedenen Nachbargemeinden angeschaut. So sei der Gemeinderat schliesslich zum Schluss gekommen, dass die Beitragssätze in Kölliken erhöht werden sollen.

Kein Marketing, sondern Verbesserung der Rahmenbedingungen

Darum wird das System auf nächstes Jahr wie folgt angepasst: Bis 34’999 Franken massgebendes Einkommen bezahlt die Gemeinde ab 1. Januar 80 Prozent der Betreuungskosten. Bis 44’999 Franken sind es noch 75 Prozent, bis 54’999 Franken 65 Prozent. Ab 55’000 Franken bezahlt die Gemeinde 50 Prozent, ab 65’000 Franken 40 Prozent.

Und dann kommt die grosse Neuheit: Zukünftig erhalten auch Familien oder Personen mit einem Einkommen ab 80’000 Franken Subventionen von der Gemeinde. Bis 94’999 Franken werden 30 Prozent der Betreuungskosten übernommen und bis 109’999 Franken noch 20 Prozent. Insgesamt wurde also die Schwelle, ab der man für die Kinderbetreuung komplett selber aufkommen muss, um 30’000 Franken nach oben verschoben.

Das sei keine Marketing-Kampagne, um gut verdienende Familien nach Kölliken zu locken, winkt Mirjam Bossard ab, im regionalen Vergleich befinde man sich nun im Mittelfeld. «Aber wenn man die Kinderbetreuung mehr subventioniert, schafft das bessere Rahmenbedingungen für Familien», sagt sie. Und gerade das – die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – habe sich der Kölliker Gemeinderat im Legislaturprogramm 2022–2025 zu Herzen genommen. Das habe einen positiven Nebeneffekt, fügt sie an: «Mit den höheren Subventionen wollen wir auch etwas im Kampf gegen den Fachkräftemangel beitragen, da sich gut ausgebildete Eltern nun weniger zwischen Beruf und Familie entscheiden müssen.»

Was der Subventionsausbau für den Kölliker Finanzhaushalt bedeutet, das kann man Stand heute laut Bossard noch nicht abschätzen: «Die finanzielle Belastung lässt sich erst ermitteln, wenn wir wissen, wie viele Gesuche eingereicht und bewilligt worden sind.» Man habe aber noch Spielraum, führt sie aus: «2018 hat die Gemeindeversammlung beschlossen, dass die Subventionen die Höhe eines Steuerprozents, das sind in Kölliken aktuell rund 120’000 Franken, nicht überschreiten dürfen.» Bislang seien jährlich zwischen knapp 10’000 und 35’000 Franken dafür ausgegeben worden.

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