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Mutter mietet Wohnmobil, Sohn haut damit nach Amsterdam ab – und wird bei der Rückreise verhaftet

In Kölliken wurde ein gemietetes Wohnmobil nicht zeitgerecht retourniert. Später taucht es im Ausland wieder auf. Damit ist die skurrile Geschichte aber noch nicht zu Ende.

Ende der vergangenen Woche sorgte ein Post in den sozialen Medien für Aufregung. «Ich werde vermisst, wer hat mich gesehen?», stand da unter einem Bild, auf dem ein Wohnmobil abgebildet ist. Online gestellt hat das Bild die Firma Camping Generation GmbH aus Kölliken. Was ist da passiert?

Eine Kundin schliesst zuvor einen Mietvertrag mit der Firma ab und erhält entsprechend den Schlüssel zum Wohnmobil für die vereinbarte Zeit. Ebenso wird ein Übergabeprotokoll geschrieben und die Frau hinterlegt eine Kaution von 1000 Franken. So weit, so gut.

Die Frau erscheint mit ihrem Sohn in Kölliken. Auch daran ist an und für sich noch nichts aussergewöhnlich. Doch der Sohn sollte in diesem Fall noch eine gewichtige Rolle spielen.

Am 26. April, am Mittwoch der vergangenen Woche, hätte die Frau nämlich das Wohnmobil wieder nach Kölliken bringen müssen. Dies geschah nicht. Gegenüber der Camping Generation GmbH erklärte sie da, dass sie nicht wisse, wo das Wohnmobil aktuell sei. Ihr Sohn sei damit davongefahren. Sie könne ihn auch nicht erreichen, sein Handy sei wohl ausgeschaltet.

Telefonate während der Rückfahrt

Geschäftsführer Mischa Bysäth nimmt sich der Sache an und versucht ebenfalls, mit dem Sohn seiner Kundin Kontakt aufzunehmen. Zuerst gelingt dies nicht, also erstattet er am Donnerstag bei der Kantonspolizei Aargau Anzeige. Das Fahrzeug wird zur Fahndung ausgeschrieben.

Schliesslich erreicht Bysäth den Sohn der Kundin doch noch. Er sei in einem Spital aufgewacht, sagte dieser, er wisse aber nicht, wo. Zehn Minuten später findet ein zweites Telefonat zwischen den beiden statt. Der Mann am Telefon klärt Bysäth auf: Er sei in einem Krankenhaus in Amsterdam, das Wohnmobil sei in der Stadt parkiert und er habe den Schlüssel bei sich. Er werde das Fahrzeug aber am kommenden Tag zurückbringen, versichert er dem Geschäftsführer, weil er über Nacht bleiben müsse. Bysäth bleibt derweil in Kontakt mit der Polizei. Der Mann, der nun in den Niederlanden sitzt und keinen gültigen Führerausweis hat, tritt am Tag danach tatsächlich die Rückreise an. Im Ausland wird er nicht gestoppt.

Das passiert dann erst später an der Grenze zur Schweiz, als der 47-jährige Schweizer – zusammen mit einem 32-jährigen Kosovaren – einreisen will. Auch dank der Mithilfe von Mischa Bysäth, der während der Fahrt mit dem Mann telefonisch Kontakt hatte, nehmen die Dinge ihren Lauf.

Das heisst: Die Kantonspolizei verhaftet die beiden Männer am 29. April bei ihrer Einreise. Wie sich zeigen sollte, war der 47-Jährige mehrfach im Fahndungsregister ausgeschrieben. Zudem bestand beim 32-jährigen Lenker der Verdacht auf Drogeneinfluss. Und zu guter Letzt fanden die Zollbeamten und die Polizei im Fahrzeug auch noch Betäubungsmittel, wie die Aargauer Kantonspolizei gegenüber der AZ mitteilt.

Grosse Erleichterung

Mittlerweile sind die beiden Männer wieder auf freiem Fuss, wobei die Ermittlungen weiterhin im Gange sind. Das Wohnmobil befindet sich nach seiner etwa 2000 Kilometer langen Reise ebenfalls wieder an seinem Platz – in Kölliken bei der Camping Generation GmbH. Auch dies schreibt die Firma auf ihren Social-Media-Kanälen.

Die Erleichterung bei Mischa Bysäth ist gross. Wenn das Wohnmobil nicht zurückgebracht worden wäre, dann hätte dies nämlich nicht einmal als Diebstahl gegolten. Dementsprechend hätte auch die Versicherung nichts bezahlt. Die Firma hätte auf zivilrechtlichem Weg gegen den Mann vorgehen müssen. Zudem habe das Wohnmobil einen Zeitwert von ungefähr 65’000 Franken. «Die grosse Angst war, dass das Fahrzeug nicht mehr zurückkommt», sagt der Geschäftsführer. Nach einer Odyssee steht es nun aber wieder da, wo es hingehört.