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Kate-Gate: Wer nicht photoshoppt, der werfe den ersten Stein

Prinzessin Kate wurde beim Photoshoppen «erwischt». Na und? Ist das jetzt was Schlimmes? Macht doch jeder. Ich auch.

Ich habe keine Ahnung, was da bei den Royals gerade abgeht. Ist Kate wirklich ein blutiger Bildbearbeitungs-Anfänger oder hat der Palast sie abgemurkst und braucht jetzt Zeit, um einen Klon heranzuzüchten? Ist mir eigentlich ziemlich egal, ich frage mich bei dem ganzen Tamtam eher: Muss man sich fürs Photoshoppen entschuldigen?

«Es tut mir leid, wenn ich für Verwirrung gesorgt habe», schrieb Kate – oder ihr Social-Media-Mitarbeiter – via Instagram Story zu ihrem verschlimmbesserten Muttertagsfoto. Ja, es war nicht gut gemacht, und was eigentlich bescheuerte Verschwörungstheorien nach ihrer Operation beenden sollte, wurde zum gewaltigem PR-Eigentor. Aber warum stürzen sich alle tagelang wie die Geier darauf und zeigen mit dem Finger auf sie?

Das «People»-Magazin titelte stolz, ein Experte – der offensichtlich etwas zu viel Zeit hat – habe «16 Beweise für Fehler» auf dem Bild gefunden. Und ein ominöser «Insider» steckte «Page Six», dass Meghan so einen Fehler übrigens nie machen würde, weil sie eine «unglaubliche Liebe für Details» habe.

Da grätschten die Sussexes allerdings schnell dazwischen und liessen verlauten, dass keiner aus ihrem Lager solche Behauptungen geäussert hat. Denn sie wissen: Dieser «Insider» hat dummerweise vergessen, dass sie auch schon gepatzt haben. Genau wie ganz viele Promis. Sogar Profis sind manchmal etwas zu enthusiastisch am Werk und verpassen zum Beispiel Rihanna aus Versehen einen zusätzlichen Daumen.

Peinlich? Vielleicht. Aber ganz ehrlich: Auch ich schraube an jedem einzelnen Bild von mir herum, bevor ich es irgendwo poste. Allerdings ganz vorsichtig, soll ja keiner merken! Das wäre ja peinlich, wie man jetzt bei Kate sieht. Dabei sieht sie immer noch aus, wie wir sie kennen. Anders als beispielsweise Kim Kardashian, bei der ich mir ehrlich gesagt nicht sicher bin, ob ich wirklich weiss, wie sie im echten Leben aussieht.

Natürlich soll man sich selbst lieben und einen Dreck auf die Meinung anderer geben. Aber als jemand, der zwar längst nicht mehr Teenager, aber manchmal trotzdem ein wandelnder Komplexhaufen ist, kann ich sagen: Das ist nicht ganz einfach!

Fast nie ohne Photoshop: Selfie-Queen Kim Kardashian im echten Leben und auf Instagram.
Bilder: Keystone/Instagram

Nein, es ist nicht gut, den Weichzeichner über alles zu schmieren oder sich dermassen zu verändern, dass man nicht wiederzuerkennen ist. Aber Photoshop gibt es, seit es Fotos gibt. So hat beispielsweise schon Stalin seine politischen Gegner aus Aufnahmen (und manchmal auch gleich aus der Welt) gelöscht. Der Grund ist heute noch recht ähnlich – wenn auch nicht mehr so tödlich: Alles soll perfekt aussehen. Im Unterschied zu damals kann heute jeder mit dem eigenen Smartphone Bilder bearbeiten. Und viele tun es. Denn anders als früher sehen wir heute dank ebendiesem Smartphone die eigene Visage sehr viel öfter. Und schärfer.

Photoshop aus der Vergangenheit: Josef Stalin (links) auf einem gewaltig bearbeiteten Bild mit einem Mitglied seiner Partei. Eigentlich wären da noch zwei weitere Herren dabei, diese vielen aber in Ungnade und wurden ausradiert.
Bild: Getty Images

Ist also bald alles Fake und wir sehen auf Fotos bald alle aus wie seelenlose Freaks auf KI-Bildern? Ich glaube nicht. Ausgerechnet der Ort, wo der Anstand zum Sterben hingeht, gibt mir da ein bisschen Hoffnung: Instagram-Kommentare. Währen man sich vor Kurzem noch über imperfekte Promi-Fotos lustig gemacht hat, gibt es heute immer mehr, die die ungefilterte Wahrheit mit Pickel und Poren loben.

Und Kate? Die denkt sich hoffentlich «Shit happens», steht wieder auf, richtet ihre Krone und macht weiter. Vielleicht auch mit Photoshop.