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Nicht mal er selbst kann sich stoppen: Bei Marco Odermatt rumpelt es – und trotzdem deklassiert er die Konkurrenz

In Sölden war Marco Schwarz bei Rennabbruch schneller als Marco Odermatt. Und seither fragten sich viele: Kommt es zur Wachablösung? In Val d'Isère gab der Schweizer eine Antwort. 

Was war nicht alles spekuliert worden in den letzten Wochen? Besonders in Österreich klammerte man sich an die Hoffnung, dass der Abstand zu Marco Odermatt kleiner geworden ist, ja vielleicht sogar einer der ihren zum Überholmanöver ansetzen kann. Schliesslich lag Marco Schwarz in Sölden zum Zeitpunkt des Rennabbruchs in Führung. Vor Marco Odermatt.

Und als dann Odermatt in Val d’Isère im ersten Lauf des Riesenslaloms sichtlich zu kämpfen hatte – er selbst sagte später: «es hat wohl auch beim Zuschauen nicht besonders schön ausgesehen» –, begann manch einer zu träumen. Allerdings einen Traum, der nur gut eine Minute dauerte. Denn unten angekommen – nach einem wilden Ritt – hatte Odermatt trotzdem 65 Hundertstelsekunden Vorsprung auf Henrik Kristoffersen. Und als mit Marco Schwarz der vermeintliche Hauptkonkurrent schon 1,23 Sekunden verlor, war klar: Für die Konkurrenz bleibt weiterhin nur das Staunen.

Zumal sich Odermatt offenbar nicht einmal selbst stoppen kann. Im zweiten Lauf unterlief ihm ein Fehler, der wohl alle den Sieg gekostet hätte. Nicht aber ihn. Trotz eines Beinahestillstands geriet Odermatt nicht aus dem Konzept, fuhr in den beiden letzten Abschnitten – als sei es das Einfachste der Welt – zwei Bestzeiten und siegte 98 Hundertstel vor Marco Schwarz. Loïc Meillard, der bei Halbzeit auf Rang drei lag, fiel nach einem ähnlichen Missgeschick wie jenes von Odermatt auf Rang sechs zurück. Den letzten Platz auf dem Podest sicherte sich Johan Verdu aus Andorra.

Marco Odermatt lässt sich auch durch Fehlern nicht aus dem Konzept bringen.
Bild: Marco Trovati / AP

Es ist ja schon verrückt. Da sagt Odermatt selbst, er habe nach den letzten Wochen, in denen er vor allem Abfahrt trainiert hat, im Riesenslalom Trainingsrückstand. Und trotzdem hängt der 26-Jährige den Rest der Weltelite ab. Natürlich: Die Face de Bellevarde in Val d’Isère, diese Piste, die so sehr rumpelt und darum Fahrten auf ihr selten schön aussehen, liegt Odermatt. Der Sieg am Samstag war der Dritte auf diesem Hang in Serie. Trotzdem hat Odermatt bei der Konkurrenz einen Stachel gesetzt, der tief sitzen wird. Gerade weil seine Fahrten alles andere als makellos waren.

Odermatt lässt sich nicht beeindrucken

Schliesslich war das lange Warten, dass die Saison endlich startet, für Odermatt nicht optimal. In Sölden war zu spüren, wie gerne er einen zweiten Lauf gefahren wäre, um die Machtverhältnisse zurechtzurücken. Doch der Wind machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Und so blieb sechs Wochen lang – weil es auch in Zermatt und Beaver Creek stürmte – in den Köpfen: der Marco Schwarz war schneller er als. Und nicht nur das. Odermatt, so sagten es Experten, sei der grosse Verlierer der Absagenflut.

Nun zeigt sich: Das alles hat Odermatt nicht beeindruckt. Dass er mental zu den Stärksten im Skizirkus gehört, ist zwar längst kein Geheimnis mehr. Und doch bleibt es bewundernswert, wie spielerisch der 26-Jährige alles wegsteckt – selbst Rückschläge. In Colorado plagten Odermatt zeitweise Rückenprobleme und zwangen ihn zur einer kurzen Trainingspause. Aber auch war für ihn nur eine Randnotiz auf dem Weg zum nächsten Sieg.

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