Sie sind hier: Home > Olympische Winterspiele > Vom Ausgestossenen zum Mister Do-it-yourself: Die Geschichte von Olympiasieger Johannes Strolz

Vom Ausgestossenen zum Mister Do-it-yourself: Die Geschichte von Olympiasieger Johannes Strolz

Der Österreicher Johannes Strolz wurde vor einem Jahr vom österreichischen Skiverband aussortiert, bezahlte und organisierte fortan fast alles alleine – und ist jetzt ein Held in seiner Heimat. Der Olympiasieger in der Kombination wird damit zu einer Inspiration.

Seine Ski präpariert Johannes Strolz selbst. Das ist günstiger. Abfahrtsski besitzt der Österreicher nicht einmal. Für die Kombination lieh ihm Super-G-Olympiasieger und Markenkollege Matthias Mayer ein Rennmodell. Inklusive Know-how von den Serviceleuten. Jetzt ist Strolz Olympiasieger.

Dabei wurde er vor einem Jahr vom ­österreichischen Verband aus dem Kader aussortiert. Was für eine Geschichte. «Böse bin ich deswegen niemandem», sagte der 28-Jährige im Siegerinterview mit dem Schweizer Fernsehen. «Meine Resultate waren nicht gut genug. Das ist die Realität.»

Der Vater war 1988 Olympiasieger, jetzt ist es der Sohn

Einfach war der Rauswurf für ihn trotzdem nicht. Strolz stellte sich ernsthaft die Frage, ob es das gewesen sei. «Die Leidenschaft war aber nicht erloschen. Mein Feuer für den Skisport brannte noch.» Die Rücktrittsgedanken nahm ihm sein Umfeld und besonders die Familie.

Zum Beispiel Vater Hubert Strolz, der 1988 selbst Olympiasieger in der Kombination wurde. Und damit zu einer Inspiration? «Papa ist für mich vor allem mein Papa. Ein Kind braucht einen Vater und keinen Olympiasieger», sagt Johannes Strolz. «Erst als ich dann selbst Skiprofi wurde, realisierte ich, was er alles geleistet hat.»

Wie im Märchen

Strolz machte also weiter. Vieles musste er alleine bezahlen und er wurde zum Mister Do-it-yourself. Er organisierte Trainings und bearbeitete sein Material. Immer mit dem Ziel, es allen zu zeigen.

Zu Beginn dieser Saison ging dieser Plan nicht auf. In den ersten beiden Slaloms der Saison blieb er ohne Resultat. Doch dann kam Adelboden. Und im Berner Oberland wurde die Geschichte des Verstossenen zum Stoff für ein Märchen.

Ein Inspiration für alle, die ihren Weg alleine gehen

Schon nach dem ersten Lauf war er auf Rang sieben und am Ende der Sieger. Und damit war seine Sorgen, wie er seine Karriere fortsetzen soll, weg. Der Kronen-Zeitung sagte er: «Der Sieg ist ein Kindheitstraum. Und sportlich habe ich jetzt keine Existenzängste mehr. Ich war auf der Kippe zum Karriereende, jetzt bin ich an der Weltspitze angekommen.»

Und jetzt ist Strolz Olympiasieger. Die Geschichte des Vorarlbergers dürfte vielen Athletinnen und Athleten, die ihren Weg ebenfalls alleine gehen müssen, als Inspiration dienen.

Die Schweizer enttäuschen im kleinen Teilnehmerfeld

Die vermutlich letzte olympische Kombination – im Weltcup gab es seit zwei Jahren kein Rennen mehr in dieser Disziplin – zeigte nochmals, warum das Format nicht mehr richtig funktioniert. Nur 27 Fahrer standen überhaupt am Start. Ein Drittel davon fährt nicht regelmässig im Weltcup.

Barnabas Szollos zum Beispiel. Der 23-jährige Ungare, der für ­Israel startet, kann bisher vier Weltcupeinsätze vorweisen. Sein Bestresultat: ein 53. Rang. In der Olympia-Kombination wurde er Sechster.

Im Weltcup noch nie in den Punkten, an den Olympischen Spielen auf Rang sechs: Barnabas Szollos.

Von den grossen Skinationen schöpfte nur die Schweiz das Kontingent von vier Starten aus. Dass es trotzdem nicht für eine Medaille reichte, ist eine Ent­täuschung. Justin Murisier verpasste Bronze als Vierter nur um 18 Hundertstel. Loïc Meillard, in der WM-Kombi 2021 Dritter, und Luca Aerni, der Kombiweltmeister von 2017, schieden im Slalom aus.

Schreiben Sie einen Kommentar