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Jean-Pierre Gallati an der Eröffnung der kantonalen Asylunterkunft: «Es ist die beste aller schlechten Lösungen»

Gutbesuchter Informationsanlass zur Kantonalen Asylunterkunft in der Zivilschutzanlage in Birmenstorf. Ebenfalls vor Ort: Landammann Jean-Pierre Gallati. Die zahlreichen Besucher konnten ihre Fragen stellen und sich ein Bild der Unterkunft machen.

Auf dem Platz vor der Zivilschutzanlage Birmenstorf, die vom Montag, 6. März an als Kantonale Asylunterkunft dienen wird, ist an diesem Samstagmorgen gewissermassen ein Querschnitt der Meinungen, Ansichten – und vielleicht auch Vorurteile – gegenüber dem Asylwesen zu hören. Dass das Thema und die Anlage die Bevölkerung bewegen, zeigt der Aufmarsch zum Informationsanlass und zur Begehung der Unterkunft zu denen Gemeinde und Kanton geladen haben. «Mega viel Leute» seien da, stellt jedenfalls ein Mann fest.

«Mega viel Leute» habe es, stellt ein Besucher fest.
Bild: Louis Probst

«Beste der schlechten Lösungen»

Gemeinderat Fabian Egger nimmt Fragen und Anliegen auf. Am Stand der ORS Schweiz, welche im Auftrag des Kantons für die Betreuung der Unterkunft zuständig ist, gibt es neben Informationen über das international tätige Unternehmen, auch Säckli mit Trockenfrüchten. Beim Netzwerk Asyl und der Fachstelle Integration tragen sich die ersten freiwilligen Frauen ein. Auch die Stadtpolizei Baden ist vor Ort. Ihr stellvertretender Kommandant versichert, dass man bei Bedarf «schnell zur Stelle» sein werde.

Unters Volk gemischt hat sich auch Landammann Jean-Pierre Gallati, der Vorsteher des Departementes Gesundheit und Soziales. Geduldig beantwortet er Fragen, wie etwa diejenige, weshalb auf eine unterirdische Zivilschutzanlage zurückgegriffen werde, statt Containersiedlungen aufzustellen. Gallati verweist auf baurechtliche Problematiken und räumt ein: «Die Zivilschutzanlage ist die beste aller schlechten Lösungen.» (Und für den Kanton wohl auch die letzte.)

Kurz vor Mittag nimmt auch Landammann Gallati einen Augenschein in der neuesten Kantonalen Asylunterkunft.
Bild: Louis Probst

Birmenstorfs Frau Gemeindeammann Marianne Stenz weist auf die Einwände des Gemeinderates gegen die Unterkunft hin. «Bei 200 Asylsuchenden auf 3000 Einwohner wird es schwierig», stellt sie fest, versichert aber:

«Wir werden das Beste daraus machen.»

Marianne Stenz

Frau Gemeindeammann Birmenstorf

Dazu gehören nicht nur die klare Definition von sensiblen Zonen – samt No-go-Bereichen für Asylsuchende – rund um die Unterkunft; eine breit abgestützte Begleitkommission und eine Information der Bevölkerung, die laufend aktualisiert wird.

Schon am Montag kommen 16 Personen

In Gruppen führen Mitarbeiter des Kantons und der ORS Besucherinnen und Besucher durch die Unterkunft. Gerade zu rührend muten die Plastikpflanzen an, die zu einer gewissen Wohnlichkeit beitragen sollen. Und im Speiseraum lächelt auf einem Poster Mona Lisa von der Wand.

Bereits am kommenden Montag werden 16 Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren – die vor allem aus Afghanistan und der Türkei, aber auch aus Burundi stammen – die schmalen Betten in den engen Schlafräumen beziehen.

Es soll Sperrzonen für die Asylsuchenden geben, eine breit abgestützte Begleitkommission und eine laufend aktualisierte Information der Bevölkerung.
Bild: Louis Probst

«Sehr viele dieser Menschen, die vom Bund zugewiesen werden, haben gute Perspektiven, bleiben zu können», sagt Pia Maria Brugger, Leiterin des Kantonalen Sozialdienstes. «Es ist dies eine Personengruppe, die wenig Probleme aufgibt.» Es seien in der Bevölkerung Ängste da, räumt sie ein, betont aber:

«Es ist unser aller Bestreben, einen guten Betrieb sicherzustellen.»

Pia Maria Brugger

Leiterin des Kantonalen Sozialdienstes

Fabian Egger, Gemeinderat und Präsident der Begleitgruppe, stellt fest: «Grundsätzlich ist ein solcher Anlass sehr gut geeignet, Antworten auf Fragen und Bedenken aus der Bevölkerung zu geben und den Leuten zu ermöglichen, eine solche Unterkunft anzuschauen.» Als Gemeinde habe man zwei Möglichkeiten gibt er zu bedenken: «Wir sagen entweder: Der Kanton hat verfügt. Hier sind die Schlüssel. Oder aber wir steigen mit ins Boot. Der Entscheid, auch die Bevölkerung abzuholen, ist richtig.»

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