Sie sind hier: Home > Verkehr > «Es sollte eine Kompensation geben»: Nach der Gotthard-Sperrung fordert Nationalrat Fabio Regazzi Geld vom Bund für das Tessin

«Es sollte eine Kompensation geben»: Nach der Gotthard-Sperrung fordert Nationalrat Fabio Regazzi Geld vom Bund für das Tessin

Es fahren weniger Touristen aus der Deutschschweiz ins Tessin. Und die Gütertransporte von Süden nach Norden werden teurer. Fabio Regzzi, Mitte-Nationalrat und Präsident des Gewerbeverbandes, findet nun: Die Tessiner brauchen eine Entschädigung vom Bund. 

Was bedeutet es für das Tessin, dass der Gotthard-Basistunnel nun so lange geschlossen bleibt?

Fabio Regazzi: Es ist die schlechteste Nachricht seit langer Zeit. Die Bedeutung des Bahn- und des Autotunnels am Gotthard ist riesig für das Tessin. Nun bleibt der Basistunnel für den Personenverkehr mehrere Monate gesperrt. Die lange Dauer ist für den Südkanton ein schwerer Schlag.

Wieso?

Im Herbst besuchen normalerweise viele Deutschschweizer das Tessin, und sie geben dann mehr Geld aus als im Sommer. Die Zahl der Tagestouristen sinkt bereits. Ausserdem verteuert sich der Transport von Waren nach Norden. Sehr viele Güter werden durch den Basistunnel gefahren. Mein Unternehmen bringt Rollläden in die Deutschschweiz. Die Kosten für den Transport steigen. Nun sollte es eine Kompensation geben.

Eine Kompensation von wem?

Von der Versicherung der SBB oder vom Bund. Der Bund hat einen Schaden verursacht, also sollte er auch die Folgen tragen. Jeder Tessiner Gewerbetreibende und die Tourismusbranche müssen entschädigt werden für die Ausfälle, die sie nun ohne eigenes Verschulden erleiden. Im Jahr 2001 wurde der Strassentunnel nach einem Brand stillgelegt. Damals gab es auch Entschädigungen.

Suchen Sie nun mit dem zuständigen Bundesrat das Gespräch?

Ja. Das Thema betrifft das Finanzdepartement und das Wirtschaftsdepartement. Es muss eine Lösung gefunden werden in dieser Ausnahmesituation.

Ein Grund für die lange Sperrung ist, dass es den SBB an Ersatzteilen fehlt.

Dafür habe ich kein Verständnis. Der Bau der Neat hat 23 Milliarden Franken gekostet. Das nötige Ersatzmaterial bereit zu haben und für den Notfall gewappnet zu sein, ist nicht mit viel Aufwand verbunden. Es hat sich nun auch gezeigt: Das Tessin lag richtig, als es sich gegen die Schliessung der Berglinie wehrte. Hätte man die alte Route stillgelegt, wäre das Problem jetzt noch viel grösser. Man sollte sich überlegen, diese Strecke auszubauen – sodass man beim Ausfall des Basistunnels einen richtigen Plan B hätte.

Andere Exponenten aus dem Tessin fordern nun, dass die SBB die Billettpreise zwischen Norden und Süden senken sollen. Was halten Sie davon?

Ich erachte das als richtig. Auch sollte die Zahl der Zugverbindungen auf der Gotthard-Bergstrecke erhöht werden. Man sollte alles tun, um die Folgen der Tunnelsperrung abzumildern. Ich erwarte da von den Verantwortlichen schnelle und unkomplizierte Ansätze.

Bald ist im Bundesparlament Herbstsession. Lassen Sie sich nun im Super-Puma-Helikopter nach Bern fliegen?

Ich fürchte, der ist schon von Bundesrat Berset belegt. Spass beiseite, ich werde wohl das Auto nehmen, damit ich nicht zu viel Zeit verliere.