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«Ich dachte, der überfährt uns gleich»: Autobahnstreit führt zu Schlägen an der Bushaltestelle

Auf der Autobahn zwischen Eiken und Frick geraten zwei Autofahrer aneinander. Nun müssen sie sich wegen Rechtsüberholen, Behinderung und Nötigung vor dem Bezirksgericht Laufenburg verantworten. Für den Gerichtspräsidenten steht bereits vor dem Urteil fest: Das unzivilisierte Verhalten beider Beschuldigten an der Bushaltestelle geht gar nicht.

Durch die gegenseitigen Provokationen auf dem Asphalt landeten die Kontrahenten vor dem Bezirksgericht Laufenburg. Einem 43-jährigen Spanier wirft die Staatsanwaltschaft Rechtsüberholen mit seiner BMW-Limousine vor. Seinem Widersacher, einem 32-Jährigen aus Deutschland, Behinderung eines nachfolgenden Fahrzeugs sowie Nötigung mit seinem Opel-Kleinwagen.

Für den BMW-Fahrer forderte die Staatsanwaltschaft 40 Tagessätze à 90 Franken sowie eine Busse über 1000 Franken; für den Opel-Fahrer eine Geldstrafe von 40 Tagessätzen à 50 Franken sowie eine Busse über 800 Franken.

Ausgebremst und davon wie eine Rakete

Zum Aufeinandertreffen der beiden Beschuldigten – beide hatten ihre Partnerinnen als Beifahrerinnen dabei – kam es auf der Autobahn in Fahrtrichtung Zürich im damaligen Baustellenbereich zwischen Eiken und Frick. Wie die Frau des Opel-Fahrers schilderte, habe der BMW-Fahrer ständig Lichtzeichen gegeben. Sie sagte: «Dann war der BMW plötzlich vor uns und bremste so stark, dass unser Auto wackelte, als mein Mann bremste.» Gerade noch so habe ihr Mann einen Auffahrunfall verhindern können.

Wie der Opel-Fahrer schilderte, sei er zuvor von dem BMW-Fahrer von hinten bedrängt worden. Er sagte:

«Der kam so nah, ich habe gedacht, der überfährt uns gleich.»

Der BMW-Fahrer habe ihn dann rechts überholt und sei nach dem Ausbremsmanöver wie eine Rakete davongefahren.

Der BMW-Fahrer erzählt eine andere Geschichte. So sei er auf der linken Spur gefahren, um den Opel zu überholen, als dieser plötzlich von der rechten Spur auf die linke wechselte. So musste er denn wieder auf die rechte Fahrspur wechseln, um einen Auffahrunfall zu vermeiden. Wie die Anwältin des BMW-Fahrers in ihrem Plädoyer sagte, sei er zwar rechts am Opel vorbeigefahren. Überholt, durch eine Wiedereinscheren auf die linke Spur, habe er ihn jedoch nicht.

Der Zufall wollte es, dass beide Autofahrer aufgrund ähnlicher Ziele die Ausfahrt in Frick Richtung Staffelegg verliessen – und so kam es auf der Strecke von Ueken nach Herznach zu weiteren Provokationen. An einer Bushaltestelle in Herznach machten beide Fahrer dann Halt. Wie der Opel-Fahrer erzählte, soll ihn dort der BMW-Fahrer mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, ihn als «Arschloch» beleidigt und gedroht haben, «seine Leute zu holen».

Beifahrerin soll Kopftreffer erhalten haben

Der BMW-Fahrer behauptet, dass der Opel-Fahrer mit einem Lachen auf ihn zugegangen sei und ihn dann angegriffen habe. Gemäss Staatsanwaltschaft soll die Partnerin des BMW-Fahrers vom Opel-Fahrer am Kopf getroffen worden sein, als sie sich zwischen die Streithähne gestellt hatte. Der Opel-Fahrer stritt dies ab: «Ich habe Respekt vor Menschen und schlage keine Frauen», sagte er.

Ein Urteil sprach Gerichtspräsident Beat Ackle an diesem Tag noch nicht. Eines gab er den beiden Beschuldigten aber schon auf den Weg: «Was da an der Bushaltestelle passiert ist, geht gar nicht. Sie haben sich beide unzivilisiert verhalten. Halten Sie sich selbst den Spiegel vor und fragen Sie sich, was Sie falsch gemacht haben.»