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Wie ein ukrainischer Ex-Topringer sich vom Freiamt aus für seine Landsleute in der kriegsgebeutelten Heimat einsetzt

Die Freiämter Hilfsorganisation Switlo.ch sendet regelmässig Hilfsgüter in die Krisengebiete der Ukraine. Das Helfen lässt den Mühlauer Andrey Maltsev und sein Umfeld besser mit den Sorgen um Familie und Freunde im Krieg klarkommen.

Vielen wird der 24. Februar 2022, der Tag, als russische Truppen die Ukraine angriffen, im Gedächtnis geblieben sein. Seitdem herrscht Krieg im Land. Dennoch hat sich seit dem Angriff vor bald eineinhalb Jahren etwas verändert. «Das Thema ist nicht mehr die Nummer eins», stellt Andrey Maltsev pragmatisch fest. Und dies, obwohl sich die Situation für die Menschen in der Ukraine nicht verbessert habe.

Wegen der Menschen in Not haben er, seine Frau Olena Maltseva, Mike Daichik und noch mehr engagierte Unterstützende vor mehr als einem Jahr die Hilfsorganisation Switlo.ch gegründet. Switlo (Світло) ist das ukrainische Wort für Licht.

«Gleich nach Ausbruch des Krieges hat die Ringerstaffel Freiamt uns wirklich sehr geholfen, beim Sammeln und Versenden der Spenden in die Ukraine», berichtet der Mühlauer Andrey Maltsev. Er ist seit mehr als 25 Jahren Teil dieser Staffel und arbeitet dort als Coach. Lächelnd stellt er fest: «Es ist sicher kein Zufall, dass die Farben der Ukraine, Gelb und Blau, auch die Farben des Freiamtes sind.»

Bereitschaft zum Helfen ist nach wie vor da

Olena Maltseva verweist im Gespräch auf die dramatischen Folgen nach der Zerstörung des Kachowka-Staudammes. Das Gebiet um Cherson wurde überflutet, die gesamte Infrastruktur nahm schweren Schaden. Ende Juni konnte die Hilfsorganisation dank Spenden 50 Matratzen in das Krisengebiet senden. «Sowohl Sachspenden wie Windeln oder Matratzen als auch Geld sind immer willkommen», merkt Maltseva an. Das beginne schon bei den Kartons zum Verpacken, fügt Daichik hinzu: «Jeder Rappen zählt.»

Sehr dankbar seien sie dafür, dass die Bereitschaft zu helfen nach wie vor gross sei. Daichik teilt dazu nicht ohne Stolz mit: «Allein im Juni konnten wir 14 LKW mit Hilfsgütern in die Ukraine schicken.» Herausfordernd dabei sei vor allem die Logistik, so Maltsev, aber auch die Zollerklärungen. In der Ukraine gebe es dann wiederum Regionen, in die nicht viele fahren wollen. «Saporischschja ist sehr nah an der Frontlinie», führt er aus, «natürlich ist es schwierig, für Orte wie diese Fahrer zu finden.»

Umso erleichterter seien sie, wenn es gelingt, Hilfsgüter dorthin zu senden. Erst vor wenigen Tagen konnte dank der Landi ein Kinderspital in Saporischschja mit Hygieneartikeln, Einweghandschuhen, Windeln und Feuchttüchern versorgt werden.

Dieses Foto wurde nach einer Spendenaktion aufgenommen.
Bild: zvg

Etwas zu tun zu haben hilft, wenn die Sorgen zu gross werden

Andere Regionen in der Ukraine wie Kyiv, Cherson oder Sumy erhalten ebenfalls Hilfsgüter. «Inzwischen sind wir sehr gut mit anderen Hilfsorganisationen verbunden», erzählt Olena Maltseva. Da bestehe viel Austausch. Sie betont: «Netzwerken ist wichtig.»

Viele der Lieferungen gehen in der Ukraine an zentrale Sammelstellen wie etwa in Kyiv. Andrey Maltsev erläutert: «Die Organisationen vor Ort wissen oft am besten Bescheid, wo was benötigt wird. Zum Beispiel wenn es um elektrische Rollstühle geht.» Aktiv zu helfen, sei ein Weg, mit den Sorgen zurechtzukommen, denn das Ehepaar hat nach wie vor Freunde und Familie in der Ukraine. «Sie wohnen im Gebiet von Saporischschja», sagt Olena Maltseva.

Es ist still im Raum, der Ringer-Coach seufzt. «Wahrscheinlich wird man erst viel später feststellen, was so etwas mit den Menschen macht.» Aus diesem Grund könne er auch nicht nachvollziehen, wenn einige sagen, die Ukraine solle nicht weiterkämpfen. «Als ob dann alles gut wäre», sagt er und wirkt aufgewühlt. Deswegen sei es gut, zu helfen. «Es hilft, etwas zu tun zu haben», befindet Olena Maltseva.

Die nächste Spendenaktion findet am 25. August von 14 Uhr bis 19 Uhr sowie am 26. August von 9 Uhr bis 14 Uhr statt. Im Pavillon der Kirchgemeinde Niederwil können Spenden abgegeben werden.