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Sie möchte andere ermuntern, ebenfalls das Telefon in die Hand zu nehmen

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Der Wiedereinstieg in den Pflegeberuf ist ein erfolgversprechendes Modell, wie ein Fall am Spital Zofingen exemplarisch zeigt.

In der Pflege herrscht bekanntlich schon seit Jahren ein zunehmender Fachkräftemangel. Das Spital Zofingen hat sich schon vor der Corona-Pandemie auf die Fahne geschrieben, den Wiedereinstieg von Pflegefachpersonen zu unterstützen. In jedem Fall hat sich der Einsatz für den Betrieb, aber auch für die Wiedereinsteigenden gelohnt. Eine der glücklichen Wiedereinsteigerinnen ist Sabine Ekatodramis.

Sie ist heute 46 Jahre alt, verheiratet und Mutter von 13-jährigen Zwillingen. Mit 18 Jahren konnte sie nach dem Gymnasium endlich die Ausbildung zu ihrem Traumberuf als Pflegefachfrau absolvieren. Über sechs Jahre arbeitete sie nach der Diplomierung mit Herzblut in verschiedenen Bereichen der Pflege wie Intensivstation, Pflegeheim und Spitex in Vollzeit. In der Schwangerschaft gab sie die Berufstätigkeit auf und übernahm das Familienmanagement. Dabei wurde es ihr nie langweilig, trotzdem hatte sie nach acht Jahren Sehnsucht nach dem Pflegeberuf. Die Temporärfirma wollte sie damals wegen ihrer langen Auszeit nicht mehr anstellen.

Weitere sechs Jahre vergingen, bis sie in der coronabedingten Home-Office-Zeit ihres Ehemannes das Telefon in die Hand nahm und sich bei der Spital Zofingen AG nach Wiedereinstiegsmöglichkeiten erkundigte. Die Pflegedienstleitung zeigte sich offen: Nach einer Situationseinschätzung und Bedarfserhebung durch die Leiterin der Praxisentwicklung des Betriebes wurde Sabine Ekatodramis ein Vorschlag unterbreitet, wie ein Wiedereinstieg individuell angepasst gestaltet werden könnte. Sie konnte im September 2020 auf ihrer Wunsch­abteilung, der spezialisierten Palliativ-Abteilung des Spitals, mit einem 100-Prozent-Pensum über drei Monate, drei weiteren Monaten zu 80 Prozent und anschliessend mit dem von ihr gewünschten 50-Prozent-Pensum einsteigen.

Die E-Dokumentation erwies sich als einfach und logisch

«Zu meiner Berufszeit dokumentierten wir noch auf Papier. Die elektronische Patientendokumentation machte mir Angst, da ich zu Hause den Computer kaum nutze», sagte Sabine Ekatodramis bei der Bedarfserhebung mit Marianne Schärli, der Leiterin Praxisentwicklung. Die allgemeine Einführung in das Dokumentensystem (KISIM) am Einführungstag gab einen ersten Einblick, doch auf der Abteilung war schon der Weg über das Einloggen mit all den Logins eine Herausforderung.

Einmal im KISIM angekommen, fokussiert auf klare Aufträge, wie Blutdruck-, Fieber- und Pulswerte oder das Gesundheitsbefinden einer Patientin zu dokumentieren, erwies sich die E-Dokumentation bald als einfach, logisch und selbsterklärend. Wenn Sabine Ekatodramis es einmal geschafft hatte, konnte sie es für immer. Auf der Abteilung wurde sie vom ganzen Team und speziell von ihrem zugeteilten «Gotti» unterstützt, einer geduldigen und sehr kompetenten Pflegefachfrau, welche die Pflege vorzeigte, besprach und Fragen auch mehrmals geduldig beantwortete. Zudem kannte Marianne Schärli das neu entwickelte Wiedereinsteigerprogramm des Bildungszentrums Gesundheit Zentralschweiz (XUND), das aufgrund der nationalen Förderstrategie für die Zentralschweiz neu entwickelt worden war.

Den Umgang und die Anwendung mit Katheter & Co. aufgefrischt

Die XUND öffnete das Modul der Pflegetechniken auch für Sabine Ekatodramis aus dem Kanton Aargau, der damals noch kein Wiedereinsteigerprogramm hatte. Mittlerweile konnte der Kanton Aargau diesbezüglich nachziehen. Diese zwei Schultage haben Sabine Ekatodramis eine Wiederauffrischung des Wissens und Könnens im Umgang mit verschiedenen Kathetern, Blutentnahmen oder Trachealkanülen ermöglicht und Sicherheit gegeben. Heute ist sie sehr glücklich, dass sie den Mut hatte, diesen Weg zu gehen, und dass sie wieder in der Pflege arbeiten darf. «Ich danke der Spital Zofingen AG, dass mir der Wiedereinstieg ermöglicht wurde, und möchte andere Frauen und Männer ermuntern, ebenfalls das Telefon in die Hand zu nehmen. Es lohnt sich!», sagt sie.

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«Das Unterstützungsangebot unbedingt bekannt machen»

Sabine Ekatodramis.
Bild: zvg

Frau Ekatodramis, es dauerte einige Zeit, bis Sie sich entschieden haben, von sich aus aktiv zu
werden und sich nach Wiedereinstiegsmöglichkeiten zu erkundigen. Was gab den Ausschlag?

Den Ausschlag gab die Tatsache, dass die ganze Familie bereit war, den Wiedereinstieg auszuprobieren und zu unterstützen. Ich sagte mir: Verlieren kann ich nichts, ich kann nur gewinnen.

Sollten Unternehmen und Institutionen, die Wiedereinsteigende suchen, dies viel offensiver kommunizieren?

Es wäre für mich gut gewesen, wenn ich bereits vor der Entscheidungsfindung gewusst hätte, dass man bei einem Wiedereinstieg gezielt geschult wird und dass ich in der Einführungszeit nach Bedarf unterstützt werde, auch mit der elektronischen Dokumentation. Dass es Wiedereinsteigerkurse gibt, wusste ich auch nicht. Beide Unterstützungsangebote – Wiedereinsteigerkurs und Unterstützungskonzept des Spitals – verhalfen mir zur Sicherheit in der Pflege. Hätte ich davon im Vornherein erfahren, wäre ich früher wieder eingestiegen.

Welche Massnahmen wären Ihrer Meinung nach wünschenswert, damit sich mehr Frauen und Männer für einen Wiedereinstieg in den Pflegeberuf entscheiden?

Das Angebot der Unterstützung zum Wiedereinstieg muss auf allen Ebenen noch bekannter gemacht werden. Dieser Artikel ist ein guter Anfang. Als Wiedereinsteigende ist man wieder Anfängerin und kennt vieles nicht mehr. Man braucht die Sicherheit, dass man unterstützt wird, egal wie die Umstände sind. Während der Coronazeit las und hörte ich vom Personalmangel und vom Stress der Pflegenden. Ich hatte auch Angst, dass ich da hineingeworfen werde. Doch dies war kein Hindernis: Man nahm sich im Spital Zeit für mich, egal wie die Umstände waren. Heute erzähle ich viel, dass ich wieder erfolgreich eingestiegen bin. Politik und Spitäler müssen auf allen möglichen Wegen ihre Wiedereinsteigerprogramme zeigen. (zt)

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