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Kunden von Online-Spielbanken des Grand Casino Baden fallen tief ins Minus – die grosse Verliererin ist Postfinance

Beim Grand Casino Baden kann auch online gespielt werden. Im Jahr 2020 kam es zu Problemen mit einem Zahlungsabwickler. Die Spielbank zahlt eine halbe Million Franken aus. Der Fall landet schliesslich sogar vor Gericht, wo es aber eine andere Verliererin gibt.

Zocken im Casino, ob vor Ort oder online, kann schnell ins Geld gehen. Vor allem, wenn man nie gewinnt. Im Jahr 2019 eröffnete das Grand Casino Baden die erste legale Onlinespielbank der Schweiz – mit dem Namen Jackpots.

Nur ein Jahr später erlebten über 1000 Kundinnen und Kunden von «Jackpots» und «Casino777» (damals auch Grand Casino Baden, heute Casino Davos) eine böse Überraschung: Plötzlich sind ihre Postfinance-Konten tief im Minus, teilweise sogar mehrere zehntausend Franken. Und das, obwohl sie mit ihrem Konto gemäss Vertrag gar nicht ins Minus hätten gehen dürfen. Was ist passiert?

Die Spielerinnen und Spieler hatten bei den Casinos Konten eingerichtet, die direkt mit ihrem Postfinance-Konto verknüpft gewesen sind. Über einen Zahlungsabwickler ist dann das im Online-Casino eingesetzte Geld jeweils abgebucht worden.

Ausser, als es im Jahr 2020 während rund dreier Monate zu einem Softwarefehler beim Zahlungsabwickler gekommen ist und das Geld eben nicht auf dem Postfinance-Konto abgebucht wurde. Die Betroffenen haben also mit Geld gespielt, das sie gar nicht besassen. Als alles wieder einwandfrei funktionierte, waren aber einige Kundinnen und Kunden schlagartig um eine grosse Summe ärmer. Darüber berichtet hat das Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF.

Eine halbe Million Franken entschädigt

Das Grand Casino Baden hat daraus die Konsequenzen gezogen: Es hat den Zahlungsdienstleister gewechselt und die Leitung im Online-Casino ersetzt. Auch habe man bei der Software Upgrades eingerichtet und engmaschiger kontrolliert, damit solche Fehler nicht mehr passieren. Zu guter Letzt hat das Grand Casino Baden rund 500 derartige Fälle behandelt und Spielerinnen und Spieler entschädigt. Die ausbezahlte Summe beläuft sich auf rund eine halbe Million Franken, wie Mediensprecher Sadi Brügger gegenüber SRF sagt.

Ein Spieler lehnte das Angebot der Badener Spielbank allerdings ab. Die Geschichte hatte schliesslich ein Nachspiel vor Gericht. Die grosse Verliererin in diesem Fall ist die Postfinance. Der Betroffene sagt im Radio-Beitrag, dass nicht das Casino, sondern viel eher die Postfinance schuld an seiner finanzielle Misere sei. Der Mann holt sich daraufhin – zusammen mit anderen Betroffenen – rechtliche Unterstützung in einer Anwaltskanzlei.

Das Berner Obergericht entschied, dass der Betroffene der Postfinance nur 500 Franken zurückzahlen müsse. Das entspricht der Höhe jenes Betrages, den er bei seinem Konto überziehen kann.

Falsches Signal an Kunden

Das Urteil ist nach Meinung der Postfinance «falsch», wie sie gegenüber SRF ausrichten lässt. Weil es die falschen Signale setze und den Kunden von jeglicher Verantwortlichkeit entbinde. Dass die Limite überzogen werden konnte, sei eine Ausnahme und auf eine «Verkettung unglücklicher Umstände» zurückzuführen. Und daran sei ja auch nicht die Postfinance schuld.

Warum zieht die Postfinance dann den Fall nicht vor das Bundesgericht? Der Betrag sei zu klein, als dass es sich lohne, heisst es. Aber der Fall ist wohl noch nicht abgeschlossen: Weitere Betroffene stünden mit der Anwaltskanzlei in den Startlöchern, um ebenfalls etwas herauszuschlagen, weiss SRF.

Gute News hat hingegen das Grand Casino Baden: Seit man die Software verbessert hat, seien keine solchen Fälle mehr bekannt geworden. (cri)