Sie sind hier: Home > Aargau > Eklat beim FC Wohlen: Junioren-Trainer wird als «verdammter Ausländer-Sack» beleidigt und entlassen

Eklat beim FC Wohlen: Junioren-Trainer wird als «verdammter Ausländer-Sack» beleidigt und entlassen

Die Frage, in welches Team sein Sohn eingeteilt wird, hat den Vater so sehr bewegt, dass er den Trainer übel beschimpft hat. Dabei geht es aber auch um ein Telefongespräch, das nicht rechtens aufgenommen wurde. Die Amateur-Trainer wurden entlassen.

Dass Eltern mitfiebern, wenn ihre Kinder auf dem Fussballplatz stehen, ist bekannt. Dass sie ihre Emotionen manchmal nicht im Griff haben, auch. Nun hat sich auch bei den Junioren des FC Wohlen ein Zwist zwischen Eltern und Trainern ereignet.

Der Stein des Anstosses: 29 Jungs im Alter zwischen 13 und 14 Jahren, kicken in einem Team. Die Trainer haben entschieden, dass zwar immer noch alle zusammen trainieren, dass aber an den Spielen nur noch eine Auswahl der besten antreten soll. In dieser Selektion war der Sohn von Daniel Marti, Chefredaktor des «Wohler Anzeigers», nicht dabei, wie «Blick» schreibt.

Marti pflegt enge Verbindungen zum FC Wohlen, schreibt selbst in der Zeitung über den Klub und war unter anderem auch am Buch zum 100-Jahr-Jubiläums des FC Wohlen beteiligt. «Chefredaktor Marti ist eine starke Figur in der Region, bestens vernetzt, sein Wort hat Gewicht», schreibt der «Blick».

Marti ruft nach der Einteilung den Co-Trainer, dann den Haupttrainer an. Er ist stocksauer. Offenbar hat der Haupttrainer das Telefongespräch aufgezeichnet, zuerst heimlich, im Verlauf des Gesprächs hat er dann Marti über die Aufnahme informiert.

Blick zitiert aus diesem Gespräch: «Du Lausbub! Was fällt dir überhaupt ein, du verdammter Ausländer-Sack», sagt Marti zum Trainer mit kosovarischen Wurzeln. «Das ist dein Ende bei diesem Verein!»

Drohung wird wahr

Drei Tage nach dem Telefonat werden die beiden Trainer per sofort suspendiert, dies wird den Eltern mit einem Brief mitgeteilt. Die Begründung lautete: Die Trainer hätten die Philosophie des Klubs nicht umgesetzt.

Auf dem Elternbrief steht laut Blick auch der Name vom ehemaligen Nati-Star Ciriaco Sforza, der beim FC Wohlen im Verwaltungsrat sitzt. Er sei aber bei diesem Entscheid nicht involviert gewesen. Die Eskalation sei ein Konflikt zwischen Privatpersonen. Und: «Bei uns hat Rassismus keinen Platz.»

Die Presseverantwortlichen des FC Wohlen sagen derweil, die Aufteilung des Teams sei ohne Absprache erfolgt, dies entspreche nicht den Vorgaben des FC Wohlen. Dem wiederum widersprechen die beiden Trainer: Sie hätten die Aufteilung sehr wohl abgesprochen und legen eine Mail vor.

Ist Mobbing im Spiel?

Für die Trainer ist klar, dass Marti dabei seine Hände im Spiel hatte. Gelöst ist der Konflikt für sie nicht, sie wollen wegen der Beschimpfungen Anzeige erstatten. Zur Polizei gehen will auch Marti, weil seine Familie mittlerweile bedroht wird. Noch ist offen, wer dahinter steckt.

Eindeutig ist aber laut «Blick», was auf der Aufnahme zu hören ist. Dazu sagt Marti, die Aufnahme sei illegal entstanden. Die Trainer hätten seinen Sohn schon vorher gemobbt, dies wiederum bestreiten die Trainer. Marti gibt aber auch zu: «Meine Wortwahl war natürlich nicht korrekt, dies ist aus den Emotionen heraus passiert. Dafür bitte ich um Entschuldigung.»

Mittlerweile werden die Junioren beim FC Wohlen nicht mehr nach Leistung selektiert, die Kinder gehen abwechslungsweise an die Matches. Martis Sohn ist nicht mehr beim FC Wohlen, dieser muss nun auch zwei neue Trainer suchen. (cwu)